Durch Lungenentzündung ausgelöste Blutvergiftung kann tödlich sein

Welt-Pneumonie-Tag am 12. November

Die Pneumonie oder Lungenentzündung gehört in Österreich zu den häufigsten Infektionskrankheiten, ausgelöst durch Bakterien, seltener auch durch Viren sowie andere Mikroorganismen. Sie zählt zu den tödlichsten Infektionen überhaupt: Auf der Liste der infektionsbedingten Todesursachen liegt die Pneumonie weltweit gesehen, aber auch in Österreich, ganz vorne. Besonders gefürchtet ist die Entwicklung einer Blutvergiftung als Folge einer durch Pneumokokken oder auch andere Bakterien  verursachten Lungenentzündung. Hier zählt jede Stunde. Doch gerade ältere Patienten*, die ohnehin an einer höheren Infektanfälligkeit leiden, zeigen häufig „untypische“ Lungenentzündungssymptome. Dieser Umstand verhindert oftmals eine rasche Diagnose und rechtzeitige Behandlung, warnen Experten der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) im Hinblick auf den Welt-Pneumonie-Tag am 12. November.

 Lebensbedrohliche Lungenentzündung: Gefahr nimmt mit dem Alter zu

„Die Sterblichkeit nimmt mit dem Alter der an Lungenentzündung Erkrankten fulminant zu. Während im jüngeren Erwachsenenalter die Sterblichkeit aller stationär Behandelten bei etwa 1 bis 2% liegt, versterben in der Altersgruppe der 60- bis 70-Jährigen schon 10% der Erkrankten und in der Gruppe der über 90-Jährigen stirbt jeder Vierte daran. Im hohen Alter zählt die Lungenentzündung somit zu den häufigsten Todesursachen überhaupt“, so OA Dr. Michael Meilinger, Internist an der 2. Lungenabteilung im Otto-Wagner-Spital in Wien.

Gefürchtete Komplikation: Blutvergiftung

Zu schweren Verläufen mit hoher Sterblichkeit tragen vor allem die akute respiratorische Insuffizienz mit Atemversagen und die Entwicklung einer durch Pneumokokken oder andere Bakterien verursachten Sepsis bei. Eine Sepsis, umgangssprachlich Blutvergiftung genannt, ist durch komplexe systemische Entzündungsreaktionen gekennzeichnet, die als Folge von schweren Infektionen wie der Lungenentzündung auftreten können. Durch die Sepsis werden weitere Organe in Mitleidenschaft gezogen und im Rahmen eines schweren Verlaufs kann dies zum Kreislaufversagen führen. Hinweisende Symptome auf einen septischen Verlauf der Pneumonie können neben hohem Fieber unter anderem niedriger Blutdruck, beschleunigte Atmung bzw. Herzfrequenz, Bewusstseinsveränderungen oder auch verminderte Harnausscheidung sein. „Solche Patienten müssen intensiv überwacht werden! Häufig geschieht dies auf Intensivstationen mit Möglichkeiten zur Beatmung und weiteren Organersatzverfahren. Verschiedene Untersuchungen zeigten übereinstimmend, dass die Pneumonie mit 45 bis 60% die häufigste zugrundeliegende Ursache einer Sepsis darstellt“, erläutert der Vertreter des Arbeitskreises Infektiologie der ÖGP.

Sepsis durch Lungenentzündung – jede Stunde zählt

Man weiß heute, dass es einen linearen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt des Beginns einer adäquaten antibiotischen Therapie und dem Überleben gibt. So kann eine verzögerte antibiotische Therapie bei schweren septischen Verläufen sehr rasch zu einer Zunahme der Sterblichkeit führen. In einer 2006 publizierten amerikanischen retrospektiven Studie konnte gezeigt werden, dass jede Stunde Verzögerung der Antibiotika-Gabe einen Anstieg der Sterblichkeit um 7,6% pro Stunde nach sich zieht. Meilinger: „Dies unterstreicht, dass die Pneumonie als medizinischer Notfall verstanden werden muss. Nach wie vor ist dies Patienten und Ärzten teilweise zu wenig bewusst und die Gefahren dieser Erkrankung werden leider oftmals unterschätzt.“

Essentiell ist also die frühzeitige Diagnose und adäquate Therapie einer Lungenentzündung. Sollte diese nämlich einen schweren Verlauf nehmen und sich das Vollbild einer Sepsis bereits entwickelt haben, können therapeutische Interventionen das Voranschreiten der Erkrankung oftmals nur noch unzureichend beeinflussen.

Die gute Nachricht ist, dass die Sterblichkeit der Sepsis in den letzten Jahren gesunken ist, wenn auch die Anzahl der nachgewiesenen Fälle insgesamt zugenommen hat. Meilinger: „Dies kann zum Teil daran liegen, dass das Bewusstsein für diese schwere Komplikation mehr und mehr steigt und somit vermehrt und früher diagnostiziert und damit auch rascher  adäquat therapiert wird.“

„Untypische“ Symptome im höheren Alter verhindern oftmals rasche Diagnose

Ein Hindernis für die frühe Diagnose einer Lungenentzündung kann, vor allem im höheren Lebensalter, unter anderem das Fehlen typischer Symptome sein. Während im jüngeren Erwachsenenalter beispielsweise noch die überwiegende Mehrheit der Patienten durch Fieber und Schüttelfrost auffällt, ist dies bei den Über-75-Jährigen nur noch in etwa bei der Hälfte der Erkrankten der Fall. Häufiger werden in dieser Altersgruppe Symptome wie beschleunigte Atmung oder Bewusstseinstrübungen beobachtet. Abgeschlagenheit und Husten sind wiederum unabhängig vom Alter sehr häufige Symptome.

„Sinnvoll ist also bei respiratorischen Infekten, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, und sollte sich der Verdacht auf eine Lungenentzündung ergeben, sind Röntgenaufnahmen und Blutuntersuchungen geeignete Mittel, um die Diagnose zu bestätigen. Je nach Schweregrad, Alter und bestehenden Vorerkrankungen kann eine Lungenentzündung ambulant behandelt werden oder erfordert eine Spitalseinweisung. Im Falle einer ambulanten Behandlung ist eine ärztliche Kontrolle nach 2-3 Tagen empfehlenswert um das Ansprechen auf die verschriebene Therapie überprüfen zu können und eine etwaige Verschlechterung rechtzeitig zu erkennen“, fasst Meilinger zusammen.

In aktuellen Leitlinien empfohlene Antibiotika decken ein breites Keimspektrum ab und zeichnen sich durch eine hohe Wirksamkeit aus. Insgesamt ist zwar auch in unseren Breiten eine langsame Zunahme von multiresistenten Erregern feststellbar, im Bezug auf die Pneumonie betrifft dies aber vor allem Infektionen, welche im Krankenhaus erworben wurden.

Impfen beugt vor

„Neben frühzeitiger Diagnose und Therapie von bereits bestehenden Erkrankungen sind natürlich auch Impfungen als präventive Maßnahmen essentiell. So wird im österreichischen Impfplan die Impfung gegen Pneumokokken, als häufigster bakterieller Erreger einer Lungenentzündung, für Säuglinge und Personen ab dem vollendeten 50. Lebensjahr sowie für definierte Risikogruppen dringend empfohlen. Darüber hinaus kann die jährliche Grippeschutzimpfung auch Lungenentzündungen zu einem wesentlichen Teil verhindern, da eine Grippe-Infektion häufig Wegbereiter für eine bakterielle Lungenentzündung ist“, so ÖGP-Präsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Schenk, Vorstand der Abteilung für Pulmologie, Landesklinikum Hochegg, und betont: „Jede Lungenentzündung muss ernst genommen werden und es sollte insbesondere auf Komplikationen geachtet werden“.

* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Text auf eine gendergerechte Schreibweise verzichtet. Sofern nicht anders vermerkt, gelten alle Bezeichnungen sowohl für Frauen als auch für Männer.

Kontakt

OA Dr. Michael Meilinger
Arbeitskreis für Infektiologie der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie
Facharzt für Innere Medizin
Otto-Wagner-Spital Wien
2. Interne Lungenabteilung
Baumgartner Höhe 1
1140 Wien
Tel.: +43 (0)1 910 60-0
E-Mail: michael.meilinger@wienkav.at

Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Schenk, MSc, MBA

Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie
Vorstand der Abteilung für Pulmologie, Landesklinikum Hochegg
Hocheggerstraße 88
2840 Hochegg
Tel.: +43-(0)2644-6300-21210
E-Mail: peter.schenk@hochegg.lknoe.at

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