Neue Leitlinien zur optimalen Behandlung sollen Leben retten

Im Rahmen der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) vom 6. – 8. Oktober in Wien wiesen Experten* eindringlich darauf hin, dass Lungenentzündungen häufig gefährlich unterschätzt werden – oft mit fatalen Folgen. Daher fordert die ÖGP gemäß der neuen Leitlinien zur Lungenentzündung (ambulant erworbenen Pneumonie), dass Patienten, die mit einer Lungenentzündung ins Spital eingeliefert werden, genauso intensiv überwacht werden wie Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt.

Die Zahlen sprechen für sich: 10% der Patienten, die mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert werden, sterben daran. Bei Patienten, die mit Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert werden, liegt die Sterblichkeit heute bei unter 5%[1].

„Das liegt unter anderem daran“, so OA Dr. Holger Flick, stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Infektiologie und Tuberkulose der ÖGP, „dass die Lungenentzündung als lebensbedrohliche Erkrankung grob unterschätzt wird.“

Pneumonie als Notfall

Auch wenn Patienten, die aufgrund einer Pneumonie ins Krankenhaus eingeliefert werden, vermeintlich nicht unmittelbar lebensbedrohlich erkrankt sind, bedürfen sie – den neuen Erkenntnissen zufolge – im Einzelfall von Beginn an einer intensiven Überwachung und Therapie. Flick: „Patienten mit Lungenentzündung scheinen bei der Erstbegutachtung im Krankenhaus oft nicht unmittelbar vital bedroht zu sein und werden daher auf die Normalstation gelegt. Dort aber sind die klinischen Kontrollen unter Umständen nicht ausreichend engmaschig. Der Zustand des Patienten kann sich innerhalb weniger Stunden dramatisch verschlechtern. Vor allem ältere Menschen ab 65 Jahren und Patienten mit Vorerkrankungen sind hier besonders gefährdet“, warnt Flick. Während bei einem Herzinfarktpatienten das gesamte Behandlungsteam von Beginn an hoch alarmiert ist und sofort eine genau definierte Abfolge von diagnostischen und therapeutischen Interventionen abläuft, wird die Gefährlichkeit einer Lungenentzündung immer wieder unterschätzt. Flick: „Dass die hospitalisierte, ambulant erworbene Lungenentzündung** häufig einen echten Notfall darstellt, ist zurzeit Patienten, Angehörigen und behandelnden Ärzte nicht ausreichend bewusst.“

Die Experten fordern daher, analog zum Herzinfarkt und Schlaganfall, die Lungenentzündung im Krankenhaus als medizinischen Notfall zu verstehen. Flick: „Jeder Patient, der mit Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert wird, muss schnellstmöglich untersucht, bei drohenden Komplikationen als akuter Notfall behandelt und in weiterer Folge engmaschig beobachtet werden!“

Das grundlegende Ziel der neuen Guideline, die erstmalig für Deutschland, Österreich und die Schweiz gemeinsam erarbeitet wurde und bei deren Ausarbeitung Dr. Flick als Vertreter der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie mitgearbeitet hat, ist die Reduktion der Sterbefälle durch eine Verbesserung der Behandlungsqualität. Flick: „Es wurden genaue Empfehlungen zur Umsetzung der Leitlinie formuliert, die in jedem Krankenhaus individuell angepasst werden können und sollen. Und auch der Überprüfung der so gesetzten Maßnahmen, Stichwort Qualitätssicherung, wurde in der Leitlinie große Bedeutung beigemessen.“

 

* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Text auf eine gendergerechte Schreibweise verzichtet. Sofern nicht anders vermerkt, gelten alle Bezeichnungen sowohl für Frauen als auch für Männer.

** Ambulant erworbene Lungenentzündung = eine „normale“ Lungenentzündung, die man außerhalb des Krankenhauses erworben hat; die Leitlinie umfasst nicht Lungenentzündungen, die in Folge von Aids oder einer starken Immunsuppression wie z.B. bei Transplantations-Patienten auftreten können.

Kontakt

Dr. Holger Flick
Oberarzt der klinischen Abteilung für Lungenkrankheiten
Universitätsklinik für Innere Medizin
LKH Universitätsklinik / Med. Universität
Auenbruggerplatz 15; A-8036 Graz
E-mail: holger.flick@medunigraz.at

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[1] Journal of the American College of Cardiology Vol.56, No.4, 2010 ISSN 0735-1097/doi:10.1016/j-jacc.2010.05.008 „Treatments, Trends and Outcomes of Acute Myocardial Infarction and Percutaneous Coronary Intervention“