Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) informiert anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai

Tabakrauch, aktiv wie passiv eingeatmet, ist schädlich. Dies ist wissenschaftlich eindeutig gesichert. Dennoch raucht nach wie vor mehr als ein Drittel der Österreicher* Tabakprodukte. Viele Jugendliche lassen sich durch Werbung und das durch die jeweilige Zigarettenmarke vermittelte Image dazu verführen. Nun will die Weltgesundheitsorganisation WHO mit einer radikalen gesetzlichen Vorgabe für Zigarettenverpackungen das Rauchen weniger attraktiv machen: Zigarettenpackungen sollen demnach keine Markenlogos mehr tragen dürfen. Erste Erfolge mit dieser Strategie der „unscheinbaren Verpackungen“ in Australien sind äußerst ermutigend.

Traurig aber wahr – Österreich europäisches Schlusslicht in der Tabakkontrolle

Tabakrauch ist schädlich. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Frauen im gebärfähigem Alter. Auch E-Zigaretten und verwandte Produkte sowie Wasserpfeifenrauch sind gesundheitsgefährdend. „Daher sollten alle Anstren­gungen in Richtung Verminderung des Tabakkonsums gehen“, fordert MR Dr. Kurt Aigner im Namen der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). „Eine diesbezüglich weltweite Vereinbarung ist das Rahmenüberein­kommen zur Tabakkontrolle der WHO, das von Österreich 2005 als verpflichtend zur Über­nahme in die nationale Gesetzgebung unterzeichnet wurde. Eine entsprechende Übernahme ist allerdings aber bis heute nicht erfolgt und Österreich liegt in der Tabak­kontrolle im europaweiten Ver­gleich an letzter Stelle.“

Plain Packaging

Am 31. Mai wird von der WHO welt­weit als Erinnerungsmotivation der Weltnichtrauchertag, wohl treffender „Weltnichtrauchtag“, begangen. Das Motto für 2016 lautet: „Get ready for plain packaging“, also die Umstellung auf Packungen komplett ohne Logo. Plain Packaging wurde erstmals in Australien 2012 einge­führt und hat neben anderen Tabakregulierungsmaßnah­men zu einer weiteren Verminde­rung des Tabakkonsums geführt.

Plain Packaging bedeutet, dass für sämtliche Zigarettenmarken eine Einheitspackung verwendet wird, die außer einem einfachen Hinweis auf den Markennamen keine weiteren werblichen Farb-, Wort- oder Design-Hinweise auf die Zigaret­tenmarke trägt. Diese Maß­nahme hat sich als äußerst wirksam erwiesen. In Europa haben als erste Staaten Frankreich, Irland und England mit heurigem Jahr diese Maßnahme gesetzlich einge­führt. Aigner: “Nun gilt es abzuwarten, wie diese Initiative greift, und gegebenenfalls auch in Österreich dementsprechende Schritte zu setzen.“

ÖGP fordert Maßnahmenbündel gegen das Rauchen

Einzelmaßnahmen zur Tabakreduktion sind allein allerdings meist wenig wirksam, es braucht oft ein Bündel von mehreren Maßnahmen. „Dabei kommt der Finanzierung der Tabakprävention aus der Tabaksteuer eine besondere Bedeutung zu“, so Univ.-Prof.  Dr. Manfred Neuberger: „Schon drei bis fünf Prozent der eingenommenen Tabaksteuer, so sie richtungsorientiert verwendet werden, würden ausreichen, um z.B. die Aufklärung von Eltern und Kindern, die Ausbil­dung von Spezialis­ten zum Tabakstopp (z.B. Lungenfachärz­te, Psychologen etc.) und eine sogenannte „Quitline“ (Rauchfrei-Telefon) sowie Kampagnen zum Rauchstopp auf hohem Niveau zu ermöglichen.“

Schaffung von rauchfreien Arbeitsplätzen

Auch rauchfreie Arbeitsplätze in der Industrie sowie in der Gastronomie und im Hotelbe­reich sind in vielen Ländern bereits seit Jahren eine Realität. Dadurch gelang es, Herzinfarkte, Schlaganfälle, Lungenerkrankungen und sogar Frühgeburten deutlich zu reduzieren. „Wirtschaftliche Nachteile wurden nur für die Tabakindustrie beobachtet, aber nicht für die Gastronomie. Österreich hat dabei insbesondere auch als Tourismusland einen immensen Nachholbedarf und – aufgrund des laxen Umgangs mit diesem Thema – ein im internationalen Vergleich schlechtes Image zu korrigieren. Ebenso ist bei der Rauchfreiheit im Gesundheitswesen, vor allem im Spi­talsbereich, großer Aufholbedarf gegeben“, mahnt Aigner.

Verbot von Zigarettenautomaten

Neuberger: „Weiters wäre ein Verbot von Zigarettenautomaten zu fordern, wie es die meisten EU-Staaten schon einführten, da hier die elektronische Alterskontrolle versagte.“ Ebenso wären für den Jugendschutz Trafiken nötig, die entweder Minderjährigen keinen Zutritt gewähren (wie z.B. in Ungarn) oder Kinder keinem Tabakrauch und keiner Tabakwerbung aussetzen (wie z.B. in Nord- und Westeuropa). In Skandinavien werden z.B. regelmäßig Testkäufe in Tabak­verkaufsstellen durchgeführt, wobei Strafen bis zum Konzessionsentzug sicherstellen, dass an Jugendliche unter 18 Jahren kein Tabak abgegeben wird. Aigner: „Österreich gehört zu den letz­ten drei Staaten in Europa, die das Zugangsalter noch nicht von 16 auf 18 Jah­re angehoben haben, was aus gesundheitlicher Sicht unbedingt zu fordern ist. Noch besser wäre die Anhe­bung auf 21 Jahre, wie schon in Teilen der USA etabliert.“

Rauchverbot auf Spielplätzen

Auch ein Rauchverbot auf Spielplätzen wäre im Sinne der Gesundheit der Kinder dringend erforderlich. Somit wäre nicht nur gesunde Luft, sondern auch ein saube­rer Spielbereich ohne die durchaus sehr schädlichen Zigarettenstummeln gewährleistet. England, Frankreich, Italien u.a. haben bereits das Rauchen im privaten Auto beim Mitführen von Minderjährigen verboten. „Mes­sungen im PKW zeigten eine enorme Schadstoffbelastung auf dem Kindersitz, wenn auch nur eine Ziga­rette geraucht wurde. In Österreich wurden von Seiten des Gesetzgebers aber noch keine Konsequenzen daraus ge­zogen“, kritisiert Neuberger.

Initiative Ärzte gegen Raucherschäden

Daher nimmt die „Initiative Ärzte gegen Raucherschäden“, eine Initiative von ÖGP, Institut für Umwelthygiene und Sozialmedizin der MedUni Wien sowie der Österreichischen Ärztekammer, den Weltnichtrauchertag zum Anlass, einen Appell an die Öffentlichkeit zu richten: „Wir möchten mit den vorgegangenen Ausfüh­rungen auf die Problematik des Tabakrauchens aufmerksam machen. Wir wünschen allen Österreichern und Österreicherinnen einen schönen 31. Mai und für das laufende Jahr und die Zukunft eine friedli­che, soziale und saubere Umwelt, den Kranken Genesung, den Rauchern Befreiung von ihrer Abhängigkeit, den Nichtrauchern eine rauchfreie Atemluft und den Politikern ein Ohr für gesundheitsfördernde Ideen und den Mut, sie durchzusetzen. Bedenken Sie insbesondere die nachgewiesenen Schäden des Rauchens. Eine Verminderung des Konsums bedeutet mehr Gesundheit, we­niger Erkrankungen und unter anderem auch weniger Krebsfälle. Für weiter­gehende Informationen dürfen wir auf die Webseite www.aerzteinitiative.at verwei­sen“, so Neuberger als Vertreter der Initiative.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Text auf eine gendergerechte Schreibweise verzichtet. Sofern nicht anders vermerkt, gelten alle Bezeichnungen sowohl für Frauen als auch für Männer.

Text und Fotos finden sich zum Download unter: www.medical-media-consulting.at/pressroom

25.05.2016

Kontakt

Dr. Kurt AIGNER, FCCP em.
Ehem. Primar an der Pneumologie des KH der Elisabethinen in Linz
Wurmstraße 15
4020 Linz
E-Mail: kurt.aigner@gmx.at
Mobil: 0676 373 1233

Univ.-Prof. em. Dr. Manfred Neuberger
Facharzt für Interne Medizin, Hygiene und Arbeitsmedizin
Initiative Ärzte gegen Raucherschäden
E-Mail: manfred.neuberger@meduniwien.ac.at

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