Fakten zur Rauchverbotsdiskussion

Lange galt Passivrauchen als ein zu vernachlässigender Faktor für das Mortalitätsrisiko, also für die Gefahr, daran zu sterben. Heute ist aber vollkommen klar: Der unfreiwillige Konsum von Tabakrauch ist nicht nur eine Belästigung für die Betroffenen, sondern kann für sie tödlich enden! In Österreich sind 1.029 Todesfälle pro Jahr auf das Passivrauchen zurückzuführen. Dies bedeutet: Es gibt jedes Jahr deutlich mehr Todesopfer durch Passivrauchen als durch Verkehrsunfälle!

Einer Untersuchung des Cancer Research UK, der European Respiratory Society, des Institut National du Cancer und des European Heart Networks (www.ersnet.org) zufolge sterben Jahr für Jahr mehr als 1.000 Menschen in Österreich am Passivrauchen: Unterschieden wird in Passivrauchen zuhause – hierunter fällt, in den eigenen vier Wänden Rauch ausgesetzt zu sein ebenso wie der Besuch von Raucherlokalen – und Passivrauchen am Arbeitsplatz. Passivrauchen zuhause führt, so die Studie, bei 865 Menschen in Österreich zum Tod. Die Zahl von 180 Menschen, die in der Folge von Passivrauchen am Arbeitsplatz sterben, zeigt, wie wichtig ein Rauchverbot in der Gastronomie allein schon für die dort Beschäftigten wäre.

So schädlich ist Passivrauchen

„Heute wissen wir, dass sich über 4.000 chemische Verbindungen im Zigarettenrauch finden, davon über 50 krebserregende Substanzen“, erläutert Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Schenk, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie und Abteilungsvorstand Pulmologie am Landesklinikum Hochegg. Der Raucher* inhaliert diese Substanzen im sogenannten Hauptstromrauch. Für das Passivrauchen ist der Nebenstromrauch entscheidend, der von der schwelenden Zigarette abgegeben wird und die Hauptquelle des Passivrauches darstellt. „Die Tabakindustrie selbst hat schon in den 80iger-Jahren mehr als 100 Studien zur Toxikologie des Nebenstromrauches in Auftrag gegeben. Dabei stellte sich heraus, dass der inhalierte Nebenstromrauch etwa 4-mal so toxisch ist wie der Hauptstromrauch. Das Nebenstromkondensat ist ungefähr 3-mal so toxisch pro Gramm und 2- bis 6-mal so tumorinduzierend (wucherungsauslösend) beim Auftragen auf die Haut im Tierversuch wie der Hauptstromrauch. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die Tabakindustrie, dass keine dieser Studien veröffentlicht wurde“, betont in diesem Zusammenhang Prim. Dr. Alfred Lichtenschopf, ärztlicher Leiter der SKA der PVA Weyer/Enns.

Passivrauchen erhöht das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, um etwa 20% und es verdoppelt das Risiko, an Asthma zu erkranken; das Schlaganfallrisiko erhöht sich durch Passivrauchen um 80%, das Risiko für eine koronare Herzkrankheit um 20%, für COPD (Bronchitis, Emphysem) um mehr als 30% und für ein niedriges Geburtsgewicht um 40% (MS Jaakola und JJ Jaakola ERJ 2006;28:397-408).

Lichtenschopf stellt klar: „Es ist daher eine unabdingbare Forderung, alle Menschen vor den gefährlichen Folgen des Passivrauchens zu schützen. Dabei geht es keinesfalls um eine Verfolgung oder gar Kriminalisierung der Raucher. Aber es muss endlich einen effektiven und unzweifelhaften Schutz der Nichtraucher geben.“

Eindeutiges „Ja“ zum Don’t Smoke-Volksbegehren

Schenk ergänzt: „Dieser Schutz kann nur in einem Verbot des Rauchens am Arbeitsplatz und in öffentlichen Räumen, aber auch in Restaurants und Bars bestehen – Rauchverbot in Schulen ist aus dieser Sicht eine Selbstverständlichkeit. Räume mit virtueller Trennung von Raucher- und Nichtraucherarealen sind kein Schutz vor den tödlichen Auswirkungen des Passivrauchens! Rauchverbote in der Gastronomie dienen der Gesundheit der Menschen, retten nachweislich Menschenleben und ersparen darüber hinaus dem Gesundheitssystem viel Geld. Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie unterstützt daher das Don’t Smoke-Volksbegehren der Wiener Ärztekammer und der Österreichischen Krebshilfe.“

Einige europäische Länder haben Rauchverbote am Arbeitsplatz und in Restaurants schon umgesetzt, so Finnland 1995, Irland 2004 und Italien 2005. Diese Länder haben gute Erfahrungen damit gemacht – die Passivrauchexposition in der Gastronomie ist auf Null gefallen. Da ein generelles Rauchverbot eingeführt wurde, kam es auch zu keinen finanziellen Problemen für die Gastronomie. Sehr wohl aber konnten bereits innerhalb relativ kurzer Zeit erste positive gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung, wie die rasche Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen bis hin zum Herzinfarkt, festgestellt werden.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Text auf eine gendergerechte Schreibweise verzichtet. Sofern nicht anders vermerkt, gelten alle Bezeichnungen sowohl für Frauen als auch für Männer.

Kontakt

Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Schenk, MSc, MBA
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie
Vorstand der Abteilung für Pulmologie, Landesklinikum Hochegg
Hocheggerstraße 88, 2840 Hochegg
Tel.: +43-(0)2644-6300-21210
E-Mail: peter.schenk@hochegg.lknoe.at

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